90 % unseres Körperfetts entsteht nicht durch Fett – sondern durch Zucker

Woher kommt Körperfett wirklich?

Kaum jemand weiß: Der Großteil des Körperfetts – etwa 90 % von dem, was wir allgemein als „Fettpolster“ bezeichnen – wird nicht aus Fett gebildet, sondern aus Zucker.

Aber nicht so, wie du vielleicht denkst.

Denn entscheidend ist nicht nur, wie viel Zucker wir essen – sondern wie dieser Zucker unsere Hormone beeinflusst.
Denn es sind letztlich unsere Hormone, die darüber entscheiden, was mit dem Zucker geschieht:
Ob er als Energie genutzt wird – oder ob der Körper ihn in Fett umwandelt und speichert.

Schauen wir uns an, was beim Verzehr von Kohlenhydraten tatsächlich passiert – und welche Hormone dabei eine Rolle spielen.


Was ist eigentlich „Körperfett“?

Wenn wir über Körperfett sprechen, meinen wir nicht das lebensnotwendige Fett, das z. B. in unseren Zellmembranen vorkommt.
Jede Zelle im Körper braucht Fettsäuren, um überhaupt bestehen zu können.

Was wir im Alltag meinen, ist das Fettgewebe unter der Haut oder um die Organe herum – die klassischen Fettreserven.
Und genau dieses Fett besteht fast vollständig aus einer bestimmten Fettart: den sogenannten Triglyzeriden.

Ein Triglyzerid besteht aus einem „Kopf“ aus Zucker (Glyzerin) und drei Fettsäureketten – also bildlich gesprochen einem „Zuckerkopf mit drei Fettschwänzen“. Daher auch der Name „Tri-glyzerid“.

Diese Triglyzeride sind die Form von Fett, die sich im Fettgewebe ablagert – und genau das, was wir loswerden wollen, wenn wir abnehmen möchten.

(Übrigens: Triglyzeride können sich auch an Gefäßwänden anlagern und so Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Probleme verursachen – aber das ist ein anderes Thema.)

Wichtig zu verstehen ist: Ein Triglyzerid braucht beides – Zucker und Fett. Nur mit einem von beiden könnte der Körper es nicht bilden.


Wie entstehen Triglyzeride?

Immer wenn wir Kohlenhydrate essen – egal ob Brot, Reis, Pasta, Obst, Hülsenfrüchte oder Süßigkeiten – erkennt der Körper das letztlich alles als Zucker.
Unabhängig davon, ob es sich um „schnelle“ oder „langsame“ Kohlenhydrate handelt, wird am Ende immer Glukose daraus – unser Blutzucker.

Und sobald Zucker ins Blut gelangt, reagiert der Körper.
Denn zu viel Zucker im Blut ist schädlich – besonders für die Gefäße.

Deshalb schüttet der Körper das Hormon Insulin aus. Es wirkt wie ein „Botenstoff“, der den Zellen sagt, was mit dem Zucker passieren soll.

Insulin hat drei Hauptaufgaben:

  1. Zellen mit Energie versorgen:
    Insulin sorgt dafür, dass der Zucker in die Körperzellen gelangt, um dort mit Sauerstoff in Energie (ATP) umgewandelt zu werden.

  2. Zuckerspeicher auffüllen:
    Wenn die Zellen gesättigt sind, wandelt der Körper überschüssige Glukose in Glykogen um – eine Zuckerform, die in Muskeln und Leber gespeichert wird.

  3. Fettaufbau fördern:
    Sind auch die Glykogenspeicher voll, wird der übrige Zucker mit Fettsäuren verknüpft und in Triglyzeride umgewandelt – das klassische Körperfett, das in den Fettzellen gespeichert wird.

Das Fett dient dann als Energiespeicher für später.


Wie der Körper Fett wieder abbaut

Wenn später keine Glukose mehr verfügbar ist – etwa zwischen den Mahlzeiten oder beim Fasten – ändert sich das hormonelle Bild:

Der Körper schüttet jetzt Glukagon aus – ein Gegenspieler zu Insulin.
Glukagon signalisiert Leber und Muskeln, ihre Glykogenreserven aufzulösen und wieder Zucker bereitzustellen.

Sobald auch diese Reserven erschöpft sind, kommt ein Enzym namens Lipase ins Spiel.
Lipase spaltet die gespeicherten Triglyzeride auf:

  • Der Zuckerkopf wird als Glukose freigesetzt

  • Die Fettsäureketten werden in Ketonkörper umgewandelt – eine alternative Energiequelle

Das passiert übrigens ständig in kleinen Mengen, aber besonders dann, wenn der Körper keinen Zucker zur Verfügung hat.


Was heißt das in der Praxis?

Wenn du mehr Kohlenhydrate zu dir nimmst, als dein Körper gerade verbrennen oder als Glykogen speichern kann, entsteht Fett.
Wenn du möchtest, dass dein Körper Fett verbrennt, muss er dazu „gezwungen“ werden – indem du weniger Zucker isst, als er gerade braucht.

Aber es gibt noch einen entscheidenden Punkt:

Solange Insulin im Blut ist (also Zucker verarbeitet wird),

sind Glukagon und Lipase praktisch blockiert –
Fettabbau kann in dieser Zeit nicht stattfinden.

Der Körper greift nicht auf seine Energiespeicher zurück, solange ständig neue Energie (Zucker) zugeführt wird.

Das bedeutet:
Wer den ganzen Tag über Zucker oder kohlenhydratreiche Snacks konsumiert, verhindert permanent den Zugriff auf die Fettreserven – egal wie viel Sport er macht.

Auch eine Kalorienreduktion bringt dann nur bedingt etwas –
wenn die verbleibenden Kalorien hauptsächlich aus Kohlenhydraten bestehen, bleibt der Insulinspiegel hoch und die Fettverbrennung wird weiter unterdrückt.


Was tun viele daher?

Ein Beispiel ist das sogenannte Intervallfasten oder Training im nüchternen Zustand:

  • Abendessen gegen 18 Uhr

  • Danach keine Nahrungszufuhr bis zum späten Vormittag

  • In der Zwischenzeit: eventuell eine Trainingseinheit

Dadurch sind die Zuckerreserven im Blut und in der Leber leer – und der Körper beginnt, Fett zu verbrennen.

Die Glukagon- und Lipase-Aktivität steigt – das Körperfett wird zur Energiegewinnung herangezogen.


Fazit bis hierher:

Solange Zucker im Blut zirkuliert, fördert das Insulin:

  • Fettaufbau

  • Blockade der Fettverbrennung

Erst wenn der Zuckerspiegel über längere Zeit sinkt, werden die Hormone aktiv, die Fett aufschließen und in Energie umwandeln.


Aber natürlich stellt sich noch die Frage:

  • Warum nehmen manche Menschen trotzdem nicht ab, obwohl sie Zucker reduzieren?

  • Welche Zuckerarten sind besonders kritisch?

  • Wie lange dauert es, bis der Körper wirklich Fett verbrennt – Stunden, Tage, Wochen?

  • Was hat es mit Insulinresistenz oder dem Hormon Cortisol auf sich?

All das klären wir in den nächsten Artikeln.